6 Gründe, warum Sie unbedingt nach Saale-Unstrut reisen müssen

Sie lieben Wein und Überraschungen? Dann auf nach Mitteldeutschland. Dort warten besondere Tropfen auf Sie. Und Weingüter. Und Burgen, Schlösser, Wanderwege. Ein Wein- und Reiseführer

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Datum: 30.04.2024
Lesezeit: 6 Minuten
Weinhang im Gebiet Saale-Unstrut
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Gute Lage: ein Weinhang an der Saale im Gebiet Saale-Unstrut

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Vielleicht sind Sie schon einmal mit der Bahn von Berlin nach München gefahren, haben rund um Halle an der Saale einen Blick aus dem Fenster geworfen und Weinberge erblickt. Moment mal, Weinberge? Wirklich?
 
Ja, und zwar in der Region Saale-Unstrut. Auch wenn dieses Weinbaugebiet noch nicht so bekannt ist wie zum Beispiel die Pfalz, Mosel oder Franken, hat es doch einiges zu bieten – ob man nun Weinfreund:in ist oder nicht. DB MOBIL nennt sechs Gründe, einen Stopp in Saale-Unstrut einzulegen.

1. Glänzen Sie mit einem Geheimtipp
Beeindrucken Sie mit Angeber:innenwissen: Wenn andere vom neuen Riesling aus Rheinhessen oder vom leckeren Spätburgunder aus Baden erzählen, werfen Sie doch einfach mal den Namen Freygeist in die Runde. Hierbei handelt es sich um eine elegante, leuchtend gelbe Cuvée aus Weißweinen verschiedener Güter aus Saale-Unstrut, entworfen von einer der spannendsten Nachwuchswinzerinnen im Land, Luise Böhme (siehe 4.). Oder schwärmen Sie vom roten André, einer kräftigen Rotwein-Rarität. Die Rebe wächst nur in dieser Gegend.

Deutschlands nördlichste Weinbauregion erstreckt sich, wie der Name vermuten lässt, entlang der Flüsse Saale und Unstrut und liegt größtenteils in Sachsen-Anhalt. Aber auch in Brandenburg und Thüringen sind die terrassenförmigen, vor allem nach Süden ausgerichteten Saale-Unstrut-Weinhänge in Flussnähe zu finden. 

Deutschlandweit sind wir ja im Vergleich immer noch ein No Name

Winzerin Luise Böhme

2. Kosten Sie von den limitierten Tropfen 
Nicht einmal 800 Hektar umfasst das Weinanbaugebiet Saale-Unstrut. Zum Vergleich: Rheinhessen als Deutschlands größtes hat eine Fläche von gut 27.000 Hektar. In der Region Saale-Unstrut werden über 70 verschiedene Rebsorten angebaut, Genießer:innen erfreuen sich an außergewöhnlichen Tropfen, die es woanders nicht oder nur selten gibt, wie der beschriebene André oder der Gutedel, ein leichter, fruchtbetonter Weißwein.

Ansonsten ist Saale-Unstrut vor allem bekannt für trockene Rebsorten wie Weißburgunder, Müller-Thurgau, Riesling, Bacchus oder Silvaner. Rotweine machen nur ein Viertel des Anbaus aus, hier sind es vor allem der Blaue Zweigelt, Dornfelder und Spätburgunder. Weinfans schwören auf die mineralischen Muschelkalk- und Buntsandsteinböden, die die Region so einzigartig machen.

Saale-Unstrut gehört zu den niederschlagärmsten Weinbauregionen Deutschlands. Diese Besonderheit und die durch den Klimawandel verursachten Extremwetterereignisse wie Spätfrost, Hagel oder Starkregen sorgen für einen vergleichsweise geringen Ertrag pro Hektar.

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Familiensache: Elisabeth und Jochen Born vom Weingut Born in Höhnstedt, Sachsen-Anhalt

3. Entdecken Sie neue Methoden
Dass die „Süddeutsche Zeitung“ die Saale-Unstrut-Region mal als „Wundertüte“ bezeichnete, hat sicher auch mit den innovativen Winzer:innen zu tun, die hier die Reben hegen und pflegen und immer wieder Neues ausprobieren. Zum Beispiel Familie Böhme vom Weingut Böhme und Töchter in Gleina, gegründet von Frank Böhme und heute in der Hand seiner Töchter Marika und Toska und deren Angehörigen. Familie Böhme hat etwa dafür gesorgt, dass der in der Region als Exot geltende Chardonnay heimisch wurde. 

Auch Elisabeth und Jochen Born vom Weingut Born in Höhnstedt erneuern das alte Handwerk. Die beiden sind sich einig: Es braucht weiterhin den traditionellen Weinanbau. 

Aber darüber hinaus sei ein Angebot mit moderner Handschrift und zeitgemäßer Ausstattung wichtig: „Ganz klar bewahren wir eine Tradition, aber Wein ist ja nicht nur etwas für altmodische Snobs“, so das Ehepaar im Gespräch mit DB MOBIL.

Die Borns und ihr Team (in dem der Frauenanteil bei 50 Prozent liegt) setzen auf lebendige Böden, Vielfalt und Alternativen zu chemischen Pflanzenschutzmitteln. Sie sagen: „Wir versuchen den Boden und die Reben so gesund wie möglich an die nächste Generation weiterzugeben. Einen Weinberg anzulegen ist immer ein Generationenvertrag – weil die Reben im Idealfall mindestens ein Leben überdauern.“ 

Übrigens: Im Verbund Breitengrad 51 haben sich Böhme und Töchter, die Borns, fünf weitere Familienbetriebe und ein Landweingut zusammengeschlossen, um neue Qualitätsmaßstäbe mit einem Siegel zu setzen. Sie stellen besonders hohe Anforderungen an die Trauben, setzen auf Vielfalt und auf Klasse statt Masse beim Ertrag. Der Name rührt von der geografischen Lage her: Die Betriebe liegen alle auf dem 51. Breitengrad.

4. Lernen Sie die beliebteste Nachwuchswinzerin Deutschlands kennen
Auch das Weingut Klaus Böhme in Kirchscheidungen (nicht verwandt und nicht verschwägert mit Böhme und Töchter) gehört Breitengrad 51 an. Gegründet vom Winzer Klaus Böhme, spielt dessen Tochter Luise Böhme inzwischen eine wichtige Rolle im Familienunternehmen. 

Sie ist erst 23 Jahre alt und kann eine beachtliche Bilanz vorweisen: 2021 war sie Gebietsweinkönigin und 2022 Deutsche Weinprinzessin, sie hat den Wein Freygeist erfunden (siehe 1.) und ist kürzlich von der Community des renommierten Fachmagazins Falstaff bei der Wahl der „Beliebtesten Nachwuchs-Winzerinnen und -Winzer 2024“ zur Siegerin gekürt worden. 

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Frischer Wind: Jungwinzerin und Ex-Weinkönigin Luise Böhme ist ins Weingut ihres Vaters Klaus Böhme eingestiegen

Dabei wollte sie eigentlich etwas anderes machen – seit ihrem 12. Lebensjahr trainierte sie Siebenkampf und Hochsprung am Olympiastützpunkt in Halle. Als sie mit 18 Jahren verletzungsbedingt ausscheiden musste, wandte sie sich dem elterlichen Gut zu. Heute studiert Böhme Weinbau und Önologie im hessischen Geisenheim und arbeitet mit daran, das Familienweingut zukunftsfest und die Weinbauregion bekannter zu machen. 

„Deutschlandweit sind wir ja im Vergleich immer noch ein No Name“, erzählt Böhme am Telefon. DB MOBIL erreicht sie im australischen Yarra Valley, wo die Jungwinzerin ein zehnwöchiges Praktikum im Rahmen ihres Studiums absolviert. „In vielen Gebieten wird Weinbau in elfter, zwölfter oder sogar fünfzehnter Generation betrieben. Saale-Unstrut kennt diese lange Tradition nicht. Viele Betriebe wurden erst nach der Wiedervereinigung 1990 gegründet.“ 

Auch ihr Betrieb hat mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen: „Die globale Erwärmung ist besonders an den Enden der Breitengrade spürbar, wie bei uns.“ Ihre Maßnahmen: Wenn Reben an den traditionellen Südhängen zu schnell reifen, muss auf kühlere Lagen an Nordhängen ausgewichen werden. Die Böhmes sorgen dafür, dass Fauna und Flora abseits der Rebstöcke erhalten und die Weinberge somit widerstandsfähiger bleiben. Gegen die Trockenheit und als natürlicher Schutz gegen Unkraut hilft eine Abdeckung aus Pferdemist. „Das sind nur einige nachhaltige Möglichkeiten, wie man sich an die Veränderungen anpassen kann“, erzählt Böhme. 

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Genuss und Geschichte: Ab Frühjahr finden in Saale-Unstrut Weinfeste und -touren statt. Interessierte können sich außerdem Schlösser und Burgen anschauen, zum Beispiel das Schloss Neuenburg in Freyburg

5. Erleben Sie Weintouren und Winzerfeste
Events rund um den Rebsaft finden vor allem zwischen Frühling und Herbst in der gesamten Saale-Unstrut-Region statt. Das Epizentrum liegt hier jedes Jahr in der Gegend rund um Freyburg und Naumburg in Sachsen-Anhalt. 

Ein Highlight: die Saale-Weinmeile an Pfingsten. Die romantische Strecke des großen Weinfests zwischen der Kurstadt Bad Kösen und dem Dörfchen Roßbach lässt sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad entlang des Saale-Radwanderweges erkunden. 

Viele einzelne Weingüter bieten im Sommer kleinere Events an, etwa Erlebnisweinproben im Weinberg oder Weinproben für Jedermann im Landesweingut Kloster Pforta. Am 3. und 4. August 2024 laden Klaus und Luise Böhme (siehe 4.) im Rahmen der Tage des offenen Hofes zur Verkostung auf ihr Weingut ein, inklusive einer Schlauchbootfahrt entlang des Unstruttals. Das Ehepaar Born (siehe 3.) veranstaltet am 31. August und am 1. September 2024 ein eigenes Weinfest, und am 3. Oktober folgt das Federweißer-Fest auf dem Bornschen Gut in Höhnstedt.

Das größte Weinfest Mitteldeutschlands stellt wiederum das Freyburger Winzerfest vom 6. bis 8. September 2024 dar. Im Frühherbst können Weinfans jährlich am 3. Oktober beim Weinwandertag im Blütengrund bei Naumburg kleine Weingüter und private Weinberge besichtigen, die sonst der Öffentlichkeit verschlossen bleiben. 

Übrigens: Freyburg ist auch die Heimat des Rotkäppchen-Sekts. Verschiedene Touren führen durch die Sektkellerei.

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Renaissance-Juwel: Schloss Merseburg in Merseburg, Sachsen-Anhalt

6. Besuchen Sie Burgen und Schlösser 
Auch abseits von Trauben, Fässern und Rebensaft hat die „Toskana des Nordens“, wie die Region gern genannt wird, viel zu bieten. Jede Menge Klöster, Burgen, Schlösser und Dome warten auf geschichtsinteressierte Besucher:innen, etwa der Merseburger Dom, das Schloss Neuenburg oder das Benediktinerkloster Posa in der Nähe von Zeitz. 

Das Highlight der geschichtsträchtigen Straße der Romantik: der Naumburger Dom, eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler des europäischen Hochmittelalters und seit 2018 Unesco-Weltkulturerbe.

Am Geiseltalsee befindet sich Sachsen-Anhalts einzige Seebrücke.

Die berühmte Himmelsscheibe von Nebra, die älteste bekannte Darstellung kosmischer Phänomene, ist im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) zu sehen. An der Fundstätte selbst wartet mit der Arche Nebra ein Ausstellungszentrum auf Besucher:innen.

Falls Sie sich für Porzellan interessieren, bietet sich die Thüringer Porzellanstraße von Orlamünde nach Jena an, perfekt erkundbar mit dem Zug.

Nach all der Kultur lockt sie die Aussicht aufs süße Nichtstun? Dann besuchen Sie die Toskana Therme Bad Sulza, in der es sich herrlich entspannen lässt.

Anreise mit der Bahn

Steigen Sie auf der München-Berlin-Strecke doch einfach mal in Halle aus. Von dort geht es mit Regionalzügen nach Naumburg, Merseburg oder Freyburg.

Wenn Sie Lust haben, die Saale-Unstrut-Region radelnd zu erkunden, haben Sie vor Ort die Möglichkeit, sich ein Fahrrad zu leihen, zum Beispiel in Naumburg.

 

Hinkommen mit dem Deutschland-Ticket: 

Es kostet 49 Euro monatlich und ist bundesweit überall im Nah- und Regionalverkehr gültig. Egal ob Sie mit Bus oder Bahn fahren, seit 1.5.2023 brauchen Sie deutschlandweit nur noch ein Ticket.
Das Deutschland-Ticket ist als monatlich kündbares Abonnement auf bahn.de erhältlich, außerdem unter anderem im DB Navigator und im DB Streckenagent.
Um Ihre Reise mit dem Deutschland-Ticket zu planen, setzen Sie in der Reiseauskunft auf bahn.de den Haken bei „Nur Nahverkehr“. In der App DB Navigator wählen Sie unterhalb der Datums- und Zeitauswahl die Filter-Fläche, dann unter „Optionen“ den Reiter „Verkehrsmittel“, wählen Sie dort den Schieber „Nur Nah-/Regionalverkehr“ aus.

 

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