IL L U ST R A T IO N A N JE J A G E R F O T O S P R 2 M E I N N E U E R N A C H B A R Da sitzen wir nun gemeinsam in diesem leeren Zug Ich an einem Vierer tisch Und ein weiterer Gast am anderen Ende des Wagens neben der Tür Seit Zugfahren zur oft einsamen Angelegenheit geworden ist langweile ich mich Ich finde keine Zerstreuung mehr durch die fremde Nähe meiner Mitreisenden Ich kann keine Kreuzworträtsel meines Nachbarn im Kopf mitlösen im Speisewagen niemandem Gespräche aufdrängen selbst das Lesen macht keinen Spaß Aber immerhin rollen die Züge überhaupt bringt die Bahn all jene die jetzt reisen müssen an ihr Ziel Und wo fahren Sie hin rufe ich durch den Wagen einfach weil es geht Es wird ja niemand gestört Eigentlich nach Thailand ruft sie aber so wie ihre Stimme abbricht höre ich dass sie es lieber flüstern möchte Oha rufe ich Thailand Sehnsuchtsdestination im totalen Lockdown kaum ein Land hat so geringe Infektionszahlen aber auch wenige so rigorose Gesetze Reisen in diesen Zeiten gelten als Frevel vor allem wenn sie privater Natur sind Ich frage ob ich näherkommen darf nur ein paar Reihen ich halte mich an die Regeln weil ich es als meine Pflicht empfinde Sie nickt Ich wollte nach Frankfurt aber ich habe die Reise abgebrochen erzählt sie Jetzt fahre ich zu meinen Eltern und ziehe bei ihnen ein Wir sprechen über das Reisen Thailand wäre sowieso nicht das Gleiche wie mit Touristen sagt sie Ich widerspreche Thailand ist auch ohne andere Reisende wunderschön Mit einem Vergleich erklärt sie mir was sie meint Sie studiere in Berlin Die Stadt lebe vom Lärm der Clubs von den Möglichkeiten sich selbst und viele fremde Menschen kennenzulernen Vor Corona war Berlin einzigartig Jetzt ist es wie jeder Ort auf der Welt leer Und langweilig Wir brauchen aber andere die uns erzählen wie aufregend das ist was wir gerade erleben Sie spricht von der Einsamkeit in der Großstadt den ausgestorbenen Plätzen sie erzählt auch von der Sehnsucht nach zu Hause Denn dort kann ich meine Sorgen teilen erklärt sie So wie mit Ihnen Ich sehe darüber hinweg dass sie mich siezt obwohl ich sie duze Noch ein Schluck Kaffee dann ein Blick auf eine Landschaft die so winterlich starr ist dass einem kalt wird Ich war selten so optimistisch sagt sie plötzlich und deutet auf die knotigen Äste frierender Birken auf den Schnee der die Arme der Kiefern niederdrückt Das erinnert mich daran dass nach großer Wintertraurigkeit auch wieder gute Tage kommen Dann blicken wir beide aus dem Fenster und denken an den Frühling an bessere Zeiten Thilo Mischke trifft jeden Monat besondere Menschen auf seinen Reisen Diesmal Die Urlauberin Unser Kolumnist Für seine Reportagen ist der Journalist und Autor Thilo Mischke rund 160 Tage im Jahr unterwegs auf Reisen hat er viel Zeit um Spiele zu testen In Mein neuer Nachbar erzählt er von Begegnun gen mit Sitznachbarn die ihn nicht los gelassen haben Im Podcast Saubere Sache spricht er mit DB Mitarbeitern und mit Eckart von Hirsch hausen über das Reisen in Corona Zeiten erhält lich etwa bei Spotify und Apple Podcasts Mit diesen Spiele Tipps kommen Sie schneller ans Ziel AUF KURZ ODER LANG Langstrecke Die verlorenen Ruinen von Arnak Hobbyarchäologen ans Brett Hier wird eine Insel erforscht müssen deren Ge heimnisse gelüftet werden Komplexes Brettspiel bei dem der kluge Einsatz von Figuren und Karten zum Sieg führt Kleiner Nachteil Das Spiel benötigt viel Platz auf dem Tisch Spieldauer 60 120 Minuten Heidelbär ca 60 Kurzstrecke Immortals Fenyx Rising Viel ist zu erkunden unzählige Rätsel sind zu lösen Aber das Videospiel um eine Heldin im alten Griechenland ist aus anderen Gründen ungewöhnlich Zeus und Prometheus als kalauernde Erzähler Hermes als findiger Wicht und viel Albernes das der Mythologie entlehnt ist Dieses Spiel hat was nur wenige andere auszeichnet Humor Spieldauer ca 30 Stunden Ubisoft ca 60 6 4 d b m o b i l d e 064 Mischke indd 64 09 02 21 08 18

Vorschau DB mobil 03-2021 Seite 64
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